Kieferhöhlenspülung Scharfe Kieferhöhlenpunktion meist überflüssig
Auch diagnostische und therapeutische Weiterentwicklungen im HNO-Fach haben die Patientenfurcht vor der scharfen Kieferhöhlenpunktion mit der Lichtwitzkanüle nicht nehmen können. In Fachkreisen, so auch in Coburg 1996, wird immer häufiger die Frage aufgeworfen: „Sind Spülungen der Nebenhöhlen heute noch zeitgemäß?“ Die kontralaterale transnasale Saugdrainagespülung (nach Sauer) bietet eine schonende, nebenwirkungsfreie und wirksame Ergänzung. Hierbei wird das Prinzip der Nasenspülkanne aus der Naturheilkunde mit dem Prinzip der Wasserstrahlpumpe (Bernoulli) kombiniert (Abb.1)
Vorgehen und Prinzip
Ein normaler Absaugkatheter (12 Charière Erwachsene, Kinder 8 Charière Abb.2) wird an dem Kieferhöhlenspülschlauch oder an der Ohrspülspritze der Behandlungseinheit adaptiert, unter Sicht in den unteren Nasengang auf der kontralateralen Seite bis zur Choane 7-8cm geschoben und mit der Fingerkuppe am Nasenflügel fixiert. Die Kopfneigung nach vorne und zur Gegenseite bewirken, daß die Spülflüssigkeit über die seitliche Nasenwand nach außen tritt. Aktives Ausschneuzen des Patienten führt nun zu einer Verwirbelung von Wasser und Luft (Abb. 3a und 3b).Dieses erzeugt wiederum einen hydrodynamischen Unterdruck auf alle Nebenhöhlenostien. Ein nützlicher Nebeneffekt ist die nasale Lavage mit Anregung mucociliarer Clearence für alle Formen der chronischen Rhinopathie. Es entsteht auch ein positiver Effekt auf die gestörte Tubenventilation.
Ausnahmen
Die Methode ist unwirksam bei folgenden Diagnosen:
- Sinusitis cystica,
- dentogene Sinusitis und
- alte purulente Sinusitis.
Kriterien
Folgende Kriterien sprechen für eine Saugdrainagespülung:
- keine Schmerzen,
- kein Frakturgeräusch
- keine Via falsa wie bei einer Fehlpunktion
- keine Kollaps- oder Kippneigung,
- einfache und schnelle Durchführbarkeit,
- keine Lokalanästhesie erforderlich,
- auch bei Kindern durchführbar (Schulalter)
- auch bei Röntgennegativbefunden oft positiver Spüleffekt
- keine abschwellenden Maßnahmen (nur bei stark obturierten Nasengängen), denn je weiter das Volumen, desto geringer der erwünschte Unterdruck und Saugeffekt. Deshalb Abschwellen nach der Spülung; Spülung so lange wiederholen bis kein pathologisches Sekret mehr erscheint.
- Zur Nachbehandlung nach allen endonasalen Eingriffen geeignet.
Wichtig
Nach Einführen des Katheters in die Nase (ggf. mit Nasengel o.ä. als Gleitgel), Kopf weit nach vorne und Seite neigen lassen. Die Wasserspülung betätigen bis die Flüssigkeit von selbst aus der kontralateralen Nasenseite austritt. Erst dann atemsynchron kräftig ausschneutzen lassen, d.h. bei der Einatmungsphase den Spülvorgang immer unterbrechen! Das beschriebene Verfahren wird von mir seit über 10 Jahren ohne jegliche Komplikationen durchgeführt. Spitze Kieferhöhlenspülungen sind auf oben genannte Ausnahmen beschränkt. Als positiver Nebeneffekt ist festzustellen, daß das Angstpotential gegenüber dem HNO-Arzt erheblich herabgesetzt wird.